Was ist Baubiologie?

Definitionsgemäß ist Baubiologie die Lehre von den ganzheitlichen Beziehungen zwischen den Menschen und ihrer Wohn- und Arbeitsumwelt.

Das Haus bzw. die Wohnung bezeichnen Baubiologen als dritte Haut des Menschen. Damit kommt zum Ausdruck, wie eng wir mit unserer Wohnumwelt verflochten sind.

Der Schwerpunkt liegt dabei auf “ganzheitlich”. Nur bei umfassender, integraler Zusammenführung und Anwendung aller einschlägigen Erkenntnisse lässt sich eine gesunde, nachhaltige und schöne Wohnumwelt schaffen. Die weittragende und ideelle Bedeutung des Ausdrucks Baubiologie lässt sich anhand der zugehörigen Wortverwandtschaften erkennen. Dazu nachstehendes Schema und ein kleiner philosophischer Diskurs:

BAU-BIO-LOGIE

BAU

BIOS

LOGOS

Haus, Haut, Heim, Heimat

Leben, Lebenskraft

Wort (Urteil, Lehre), Schöpfungskraft, Energie, Inkarnation

Wohnung, Gewöhnung, Geborgenheit

naturbezogen, belebte Welt

Ordnende Weltvernunft, Harmonie, Vitalität

Hütte, Hut, behüten

 

Weltall, Ganzheit
Einheit (Geist-Seele-Körper), Kultur

Alle Bereiche der Biologie (Lebewesen) und des Bauens (Wohnumwelt) unter der Führung des Logos (Bio-Logie) greifen hier ineinander.

Baubiologie gehört den biologisch-kulturell orientierten Fachbereichen an; es ist kein eng begrenztes Spezialfach, vielmehr ist es fachübergreifend (interdisziplinär).

Unter einem derartigen geistigen Überbau stehen Mensch und Kultur im Mittelpunkt des Bauens und Siedelns. Fehlt das bio-logische Prinzip zur Befriedigung der elementaren Wohnbedürfnisse, dann gehen Baukultur und Baukunst zugrunde, das Baugeschehen wird banal, seelenlos, unmenschlich, verantwortungslos. Die in der Realität häufig anzu-treffenden Verhältnisse, in denen der Mensch seelisch-geistig-körperlich verkümmert und erkankt, bestätigen dies allzu deutlich.

Die griechischen Silben logos, arch (Anfang) und ur sind einander verwandt, insofern auch Biologie, Architektur und Kultur; der Ursprung und die Einheit des Lebens, das schöpferische Prinzip kommen darin zum Ausdruck. In diesem Sinn ist der Architekt ein Urheber oder Urschöpfer.

 

25 Grundregeln der Baubiologie

Baustoffe und Schallschutz

1. Baustoffe natürlich und unverfälscht
2. Geruchsneutral oder angenehmer Geruch ohne Abgabe von Giftstoffen
3. Verwendung von Baustoffen mit geringer Radioaktivität
4. Orientierung des Schall- und Vibrationsschutzes am Menschen

Raumklima

5. Natürliche Regulierung der Raumluftfeuchte unter Verwendung feuchteausgleichender Materialien
6. Geringe und rasch abklingende Neubaufeuchte
7. Ausgewogenes Maß von Wärmedämmung und Wärmespeicherung
8. Optimale Oberflächen- und Raumlufttemperaturen
9. Gute Luftqualität durch natürlichen Luftwechsel
10. Strahlungswärme zur Beheizung
11. Das natürliche Strahlungsumfeld wenig verändernd
12. Ohne Ausbreitung elektromagnetischer Felder und Funkwellen
13. Weitgehende Reduzierung von Pilzen, Bakterien, Staub und Allergenen

Umwelt, Energie und Wasser

14. Minimierung des Energieverbrauchs unter weitgehender Nutzung erneuerbarer Energiequellen
15. Baustoffe bevorzugt aus der Region, den Raubbau an knappen und risikoreichen Rohstoffen nicht fördernd
16. Zu keinen Umweltproblemen führend
17. Bestmögliche Trinkwasserqualität

Raumgestaltung

18. Berücksichtigung harmonikaler Maße, Proportionen und Formen
19. Naturgemäße Licht-, Beleuchtungs- und Farbverhältnisse
20. Anwendung physiologischer und ergonomischer Erkenntnisse zur Raumgestaltung und Einrichtung

Bauplatz

21. Bauplatz ohne natürliche und künstliche Störungen
22. Wohnhäuser abseits von Emissions- und Lärmquellen
23. Dezentralisierte, lockere Bauweise in durchgrünten Siedlungen
24. Wohnung und Siedlung individuell, naturverbunden, menschenwürdig und familiengerecht
25. Keine sozialen Folgelasten verursachend

Quelle: Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN Rosenheim

 

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